Tag 217 – Waldspaziergang

Lieber Leser,

Immernoch von einer Erkältung geplagt habe ich es heute immerhin fertiggebracht, Hausaufgaben zu machen, wegen eines Vortrags zu skypen und zu lesen.

Am Nachmittag habe ich dann aber das Bedürfnis nach einem Spaziergang verspürt, das Wetter ist gerade vollkommen nach meinem Geschmack – sonnig, unter 20°C, Herbst (regnerischen Herbst mag ich aber auch). Wegen meiner Erkältung habe ich auch seit einigen Tagen das Haus nur für die Schule verlassen, und jetzt brauchte ich frische Luft. Allerdings brauchte ich mehr als einen Spaziergang durch die Straßen meiner Nachbarschaft, und so bin ich mit meinem großen Bruder zu einem Wald gefahren.

Am Ende sind wir zwei Stunden durch den Wald gelaufen. Es waren wenige andere Menschen unterwegs, mit ungefähr doppelt so vielen Hunden. Außerdem haben wir Vögel und Eichhörnchen gesehen, und Spuren von Wildschweinen.

Wir haben uns über dieses und jenes unterhalten, unsere Schwester, die gerade ausgezogen ist, die Renovationsbestreben meiner Eltern, was meine Mutter wohl macht, wenn ich von zu Hause ausziehe, ob mein Vater wohl den Job bekommt, für den er sich beworben hat… Und wir haben beide Dinge angesprochen, die wir einander nicht mehr oder vielleicht auch noch nie vorgehalten haben, Dinge, die wir über den anderen bereits wussten, aber von unseren Eltern, unserer Familie oder einfach selbst erschlossen und nie aus dem Mund des Anderen. Und wir haben einander verstanden, und einander gezeigt, dass es keine Rolle mehr spielt. Was zählt ist das jetzt, und jetzt gerade ist es so gut zwischen uns. Es war viel Offenheit, gegenseitiges Annehmen und Heilung zwischen uns. Das ich ein solches Gespräch je mit meinem Bruder führen würde hätte ich vor fünf, vielleicht auch vor drei Jahren nie geglaubt. Aber jetzt stehen wir hier, beide kompliziert, beide so verschieden aber in dem, was wir mit uns herumtragen doch so ähnlich. Und ich bin froh, dass wir so weit gekommen sind und dass ich ihn meinen Bruder nennen darf und dass das, so lang mir mein Leben zwar schon vorkommt, doch fast erst der Anfang unserer gemeinsamen Zeit ist.

Ich sollte wohl öfter in den Wald gehen. Es ruft bei mir einen solchen Frieden und einer solche Dankbarkeit dafür, dass ich dieses Leben (er)leben darf hervor, und es führt zu Gesprächen, die wir bei uns zu Hause auf dem Sofa wohl nicht geführt hätten.

Macht es gut,

Eure Ella

2 Kommentare zu „Tag 217 – Waldspaziergang

  1. Wunderschön, dass Du Dich mit Deinem Bruder so gefunden hast mit der Zeit. Und ebenso schön, was Dir so ein Waldaufenthalt alles zu geben vermag. Insoweit sind wir uns übrigens ziemlich ähnlich, liebe Ella.

    Es wäre schön, wenn Dir die Waldluft auch bei Deiner Genesung behilflich gewesen ist – ich wünsche Dir das so sehr.

    Ganz liebe Grüße an Dich! 🙂🌻

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    1. Vielen Dank! Ein bisschen besser geht es mir heute tatsächlich.
      Liebe Grüße auch an dich!🌿

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